Sonntag, 14. Juni 2015: Gäste und Gemeindemitglieder kommen in die neuapostolische Kirche in Murnau um Gottesdienst zu feiern.
Im Anschluss sollen die zahlreichen Orgel- und Klavierschüler des Gemeindeprojekts „Eine Gemeinde lernt Orgel und Klavier“ eine Kostprobe ihres Lernerfolgs geben.
Dass dieser Sonntag kein gewöhnlicher Sonntag werden würde, merkte man der Stimmung vor dem Gottesdienst bereits deutlich an. Eine Mischung aus leichter Geschäftigkeit bei den vielen Helfern, ein wenig Anspannung bei den kleinen und großen Schülern, vor allem aber große Vorfreude waren die vorherrschenden Eindrücke.
Auch das Bibelwort aus Johannes 8, Vers 12, das dem Gottesdienst zugrunde lag, passte zu einem sonnigen und warmen Sommer-Sonntag: „…Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“.
Bezirksvorsteher Fritz Schönenborn freute sich über die Lebendigkeit des Gemeindelebens in Murnau, vor allem aber, dass die Kinder den Tag maßgeblich mit gestalten sollten. „Licht erhellt und hilft bei der Orientierung“, meinte er in seiner Predigt. „Dann bedeutet Licht gleich Sinn – und will nicht jeder einen Sinn in seinem Leben sehen und ein Ziel haben?“
Ein klares Ziel hatte Gemeindevorsteher und Priester Reinhold Bauer mit seinem Projekt, das ein halbes Jahr zuvor ins Leben gerufen worden war. Unter dem Motto „Eine Gemeinde lernt Orgel und Klavier“ sind momentan 19 Schülerinnen und Schüler dabei, das Orgel- oder Klavierspiel zu erlernen. Mit dieser Initiative möchte er dafür sorgen, dass die Gemeinde Murnau – und inzwischen auch andere Gemeinden im Bezirk Peiting – in Zukunft einen Orgelspieler haben, der die Liturgie des Gottesdienstes umrahmt. Denn Organisten sind inzwischen in den neuapostolischen Gemeinden „Mangelware“, wie Reinhold Bauer feststellen musste. Das soll in seiner Gemeinde nicht so sein nahm er sich vor. Und langweilig sollte der Unterricht natürlich auch nicht sein, denn sonst verlieren vor allem die kleinen Schüler sehr schnell das Interesse.
Über Langeweile können sich die zahlreichen Schüler nicht beklagen, denn ihr Lehrer Davide de Zotti hält sowohl die Großen als auch die Kleinen auf Trab. Hauptberuflicher Organist, Pianist und Komponist, studierte er in Italien und am Mozarteum in Salzburg. Selbst Priester und Organist in seiner neuapostolischen Heimatgemeinde Traunstein weiß er um die Problematik, Nachwuchs-Organisten zu bekommen.
Dass alle seine Schüler – von 6 bis 67(!) Jahren immer noch begeistert dabei sind und fleißig üben, spricht für sich. Nach dem Gottesdienst und einem üppigen Grillbuffet, an dem sich alle gestärkt hatten, konnten sich Gäste und Gemeindemitglieder davon bei einem kleinen improvisierten Konzert überzeugen. Jeder Schüler, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, trug ein individuell auf sein Können zugeschnittenes Stück oder eine kleine Bearbeitung vor. De Zotti fördert Ehrgeiz und Zielstreben jedoch keine Konkurrenz. So haben alle für ihre Mitschüler mitgefiebert und ehrlichen Beifall gezollt wenn der Vortrag erfolgreich war.
Auch ein Ausblick in die Zukunft wurde zum Schluss gewagt. Reinhold Bauer wünschte sich eine „musikalische Weihnachtsfeier 2015“ und für alle, die bei seinem Projekt noch einsteigen möchten, steht er gern und hilfreich zur Verfügung.
Text: Oliver Gerhard, Karin Schönenborn Fotos: Daniela Wenus