... und unsere gemeinsamen Jahre. Ja, und wie alles begann
Wie alles begann
Die Keimzelle des Kirchenbezirkes Peiting ist Kaufbeuren. Hier hielt Evangelist Eugen Startz aus Kempten am 11. Mai 1935 den ersten Gottesdienst in einer gemieteten Schreinerwerkstatt.
Bereits am 10. August desselben Jahres konnte durch Apostel Georg Schall der erste Gottesdienst mit Versiegelung von 11 Seelen durchgeführt werden. Dieses Datum ist gleichzeitig das Gründungsdatum der Gemeinde Kaufbeuren, da in diesem Gottesdienst Evangelist Eugen Startz aus Kempten als Vorsteher beauftragt wurde.
Die Gemeinde Kaufbeuren und alle danach gegründeten Gemeinden im heutigen Ältestenbezirk Peiting gehörten damals zum Unterbezirk Kempten, zugeordnet dem damaligen Apostelbezirk Heilbronn (ab 1949 „Apostelbezirk Stuttgart“) unter Apostel Georg Schall.
1937 zogen Geschwister, die bereits aufgenommen und versiegelt waren, in die Marktgemeinde Peiting. Da Kaufbeuren bislang der einzige Ort in der Nähe war, an dem Gottesdienst gehalten wurde, besuchten sie unter großen Opfern dort die Gottesdienste. Betreut wurden die Seelen ebenfalls durch Evangelist Eugen Startz.
1943 kam eine Glaubensschwester mit ihrem Kind aus Stuttgart nach Schongau. Zuerst besuchte sie die Gottesdienste im weit entfernten München, bis sie an die näher gelegene Gemeinde Kaufbeuren verwiesen wurde.
Als im Jahr 1945 der Zug zwischen Schongau und Kaufbeuren nicht mehr fuhr, konnten die inzwischen in Schongau und Peiting ansässigen Geschwister nicht mehr zum Gottesdienst nach Kaufbeuren kommen. So wurde ab August 1945 abwechselnd in Schongau und Peiting Gottesdienst gehalten. Die Betreuung erfolgte durch Amtsträger aus Kaufbeuren – die meist mit dem Fahrrad anreisten.
Am 18. Oktober 1947 wurde eine eigenständige Gemeinde in Schongau für die Geschwister aus der Umgebung Schongau und Peiting gegründet. Die äußerst positive Entwicklung in dieser Region und die damit verbundene zunehmend beengte Unterbringungssituation machte schon bald eine Aufteilung in zwei eigenständige Gemeinden notwendig. Dies erfolgte am 31. Juli 1949 - dem Gründungsdatum der neuapostolischen Gemeinde Peiting.
Die Entwicklung der Neuapostolischen Kirche im heutigen Ältestenbezirk Peiting erfolgte zweigleisig. Während über Kaufbeuren im Ostallgäu und im Pfaffenwinkel die Gemeinden entstanden, gibt es im Werdenfelser Land, hier im Ort Garmisch-Partenkirchen, eigenständige Wurzeln.
Als 1938 eine Schwester von München nach Garmisch-Partenkirchen zog, konnte in ihrer Wohnung für die in Garmisch stationierten Soldaten und in der Umgebung beschäftigten Hausangestellten erstmals Gottesdienst gehalten werden. Fast zehn Jahre wurden die Geschwister in der Gegend um Garmisch-Partenkirchen von Amtsträgern aus München betreut bis 1948 Evangelist Maurus aus Kempten diese Arbeit übernahm.
Am 17. November 1950 waren der Neuapostolischen Kirche in Bayern die Körperschaftsrechte verliehen worden und ab dem 13. Juli 1952 hatte die neue Körperschaft auch ein Oberhaupt: den mit selbigem Datum ordinierten Apostel Eugen Startz.
Immer noch gehörte der heutige Ältestenbezirk Peiting zum inzwischen stark angewachsenen Bezirk Kempten, der 1957 in drei Unterbezirke unterteilt wurde um umfassend Seelsorge gewährleisten zu können. Zu diesem Zeitpunkt waren alle 13 Gemeinden im späteren Ältestenbezirk bereits gegründet und erfreuten sich eines stetigen Wachstums.
Veränderungen im Amtsträgerkreis und Anpassung an geographische Gegebenheiten erforderten neue Maßnahmen. Sie führten 1967 zur Gründung des Bezirks Peiting, für den Bezirksevangelist Hans Sponsel verantwortlich war.
So ging es weiter
Am 28. November 1982 besuchte erstmals ein Stammapostel den Ältestenbezirk Peiting. Der Gottesdienst fand in Füssen im „Bundesleistungszentrum für Eishockey“ statt. Stammapostel Hans Urwyler versetzte in diesem Festgottesdienst Bezirksapostel Eugen Startz in den Ruhestand und übertrug Bezirksapostel Karl Kühnle die Verantwortung für den Apostelbezirk München (ab 1987 „Apostelbezirk Bayern“).
Für die Gemeinden des Ältestenbezirks Peiting waren künftig Apostel Helmut Keck und die Bischöfe Günter Eckhardt und Werner Neitzke zuständig. Der bis dato zuständige Bezirksälteste Sponsel übergab die Verantwortung im Bezirk an Bischof Werner Neitzke, den Bezirksevangelist Helmut Hildebrand vor Ort unterstützen sollte.
Das Jahr 1986 brachte dem Bezirk neue Amtsgaben und eine neue Struktur. Am 29. Juni des Jahres erhielt Bezirksevangelist Hildebrand das Ältestenamt. Zu seiner Unterstützung wurde Priester Harald Hiltensberger aus Schongau als Bezirksevangelist für den Ältestenbezirk Peiting ordiniert. Ab September desselben Jahres entschied Bezirksapostel Kühnle eine neue Zuordnung im Apostelbereich: künftig waren Apostel Paul Hepp und Bischof Werner Neitzke die verantwortlichen Seelsorger für den Ältestenbezirk.
In den folgenden Jahren gab es viele Veränderungen im Amtsträgerkreis. Eine neue Generation hatte nun die Aufgabe, einen reich gesegneten Bezirk zu erhalten und weiter im Segen zu bewahren. Kirchengebäude mussten renoviert oder neu errichtet werden, technische und organisatorische Neuerungen galt es umzusetzen und anzunehmen.
Als am 13. September 1992 ein zweiter Stammapostelbesuch in derselben Lokalität wie zehn Jahre zuvor stattfand, hatte sich viel verändert. Auch der Stammapostel: Er hieß nun Richard Fehr. Doch auch er konnte einem immer noch reich gesegneten Bezirk dienen, der sich das warmherzige Miteinander und den freudigen Pioniergeist erhalten hatte. „Freude treibt die Räder“ war das Motto von Apostel Paul Hepp und unter seiner Führung gab es diesbezüglich keine „Verschnaufpausen“.
1993 unternahm er mit Bischof Werner Neitzke die erste Missionsreise in das neu zugewiesene Gebiet der Ukraine Südost und noch im selben Jahr kamen einige Amtsträger aus dem Ältestenbezirk Peiting hinzu, deren Arbeit in einigen Fällen erst 17 Jahre später mit der eigenständigen Versorgung des Gebietes enden sollte.
Seit 1991 hatte die Neuapostolische Kirche Bayern als Körperschaft des öffentlichen Rechts eine eigene Verfassung. 1997 folgte die Fusion der bisherigen Neuapostolischen Kirchen Baden und Württemberg zur Neuapostolischen Kirche Baden-Württemberg, K.d.ö.R. unter dem neuen Bezirksapostel Klaus Saur, da Bezirksapostel Karl Kühnle 1995 in den Ruhestand getreten war.
Im Februar 1996 war Bischof Werner Neitzke in den Ruhestand gekommen und Bezirksevangelist Wolfgang Zenker war ihm nachgefolgt. Im September desselben Jahres hielt Apostel Paul Hepp seine letzten beiden Gottesdienste vor seiner schweren Erkrankung im Ältestenbezirk Peiting: Vormittags in der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen, nachmittags einen Bezirks-Jugendgottesdienst in Schongau. Zwei Monate später, am 11. November 1996, ging er in die Ewigkeit.
Am 1. Dezember 1996 erhielt Bischof Zenker das Apostelamt übertragen und Bezirksältester Günter Schulz wurde zum Bischof ordiniert.
Nach 45 Amtsjahren trat am 19. Juli 1998 Bezirksältester Helmut Hildebrand in den Ruhestand und Bezirksevangelist Harald Hiltensberger wurde zum Bezirksältesten ordiniert. Als Bezirksevangelist diente künftig Priester Christian Probst aus Garmisch.
Als der Bezirksevangelist aus beruflichen Gründen den Bezirk verlassen musste, wurde Evangelist Fritz Schönenborn jun. am 04. Dezember 2001 das Bezirksevangelistenamt übertragen.
Ab dem 1. Januar des Folgejahres fusionierten die Neuapostolische Kirche Baden-Württemberg, K.d.ö.R. und die Neuapostolische Kirche Bayern, K.d.ö.R. zur heutigen Neuapostolischen Kirche Süddeutschland.
So war es bis heute
Nach dem Wegzug von Bezirksältesten Hiltensberger wurde der bisherige Bezirksevangelist Fritz Schönenborn jun. am 23. Oktober 2003 zum Bezirksältesten ordiniert und als Bezirksvorsteher beauftragt. Ein Jahr später, am 3. November 2004, sollte der heutige Bezirksälteste mit Priester und Vorsteher Roland Ländle einen Bezirksevangelist zur Unterstützung erhalten.
Infolge der Ruhesetzung von Bezirksapostel Klaus Saur bekam die Gebietskirche mit Apostel Michael Ehrich am 23. April 2006 eine neue Führung und mit Bischof Paul Stephan Hepp nach der Ruhesetzung von Bischof Günter Schulz im Jahr 2011 einen neuen Bischof für den Bereich Bayern.
Einen Tag vor seinem Geburtstag, am 13. Juli 2003, besuchte Stammapostel Richard Fehr in der Stadthalle Weilheim erneut den Ältestenbezirk Peiting. Am 14. Juli 2013 fanden dort die Feierlichkeiten zum 150jährigen Kirchenjubiläum statt – fast auf den Tag genau zehn Jahre nach seinem Besuch im Bezirk und kurz nach seinem Heimgang.
Zwölf Jahre später kam 2015 wieder ein Stammapostel in den Ältestenbezirk Peiting. Stammapostel Jean-Luc Schneider diente ebenfalls in der Stadthalle Weilheim den Geschwistern des Kirchenbezirks.
Die Mitgliederzahl im Ältestenbezirk schwankte zwar von den Gründungsjahren bis heute, ist aber bisher mit knapp 1.400 Geschwistern nicht wesentlich zurückgegangen. Dies wird sich aufgrund des demografischen Wandels und dem Rückgang an Kindern wohl ändern.
Von den ursprünglich 13 Gemeinden im Bezirk wurden seit 2012 die Gemeinde Dießen und Neugablonz aufgelöst, da die seelsorgerische Betreuung nicht mehr gewährleistet werden konnte. Die Gemeinde Reutte war bereits 1983 nach einer Gebietsreform an den damaligen Apostelbezirk Österreich übergeben worden.
Im Jahr 2017 stand eine kostspielige und aufwändige Renovierung des Kirchengebäudes in Peißenberg an. Dies war Anlass, sich intensiv mit den zukünftigen Perspektiven der Gemeinden Peißenberg und Weilheim zu befassen. Eine ausführliche Analyse führte zur Entscheidung, nach Diessen auch die Gemeinde Peißenberg in die Gemeinde Weilheim zu integrieren. Dazu wurde zuvor das Weilheimer Kirchengebäude für die neue, fusionierte Gemeinde renoviert.
Da waren es nur noch neun….
Aufgrund von Wegzügen und altersbedingten Ruhesetzungen konnte leider auch die Gemeinde Schongau nicht mehr im notwendigen Umfang versorgt werden und wurde im Mai 2019 in die Gemeinde Peiting integriert.
Ausblick
Mit der Ruhesetzung von Bezirksvorsteher Fritz Schönenborn am 6. November 2019 hat die Kirchenleitung beschlossen, den Ältestenbezirk Peiting zu teilen und die verbliebenen acht Gemeinden den Nachbarbezirken zuzuordnen.
Die im Ostallgäu befindlichen Gemeinden Füssen, Kaufbeuren, Marktoberdorf und Pfronten werden künftig zum Ältestenbezirk Kempten gehören. Mit dem neuen zuständigen Bezirksältesten Harald Hiltensberger schließt sich hier der Kreis nach seinem Wegzug aus dem Kirchenbezirk Peiting im Jahr 2003.
Die Gemeinden im Pfaffenwinkel und im Werdenfelser Land, Garmisch-Partenkirchen, Murnau, Peiting und Weilheim gehören künftig zum Ältestenbezirk München-Süd. Auch hier geht es zurück zum Ursprung, von dem die weitere segensreiche Entwicklung ausging.
Im November 2019, zum Zeitpunkt der Neuordnung und Rückführung auf seine Entstehungswurzeln, ist der Ältestenbezirk Peiting mit seinen verbliebenen acht Gemeinden 52 Jahre alt.
Text: Fritz Schönenborn